Malaysia

8. Reisebericht, Dezember 2005

Auf dem Weg nach Singapur
Nun, auch hier wird es Zeit Abschied zu nehmen, wir nehmen Abschied von Menschen, die zu Freunden wurden und tuckern den Kumai Fluss hinunter. Es ist unglaublich, die Windrichtung hat sich geändert, aber so haben wir ihn wieder auf die Nase. Unterwegs auf dem Weg nach Singapur halten wir in den Karimata-Inseln an. Unsere Rupien haben wir in Kumai alle ausgegeben und so ohne Geld bleiben wir dem Dorf fern.

Am Abend kommen ein paar Jungs vorbei, freuen sich über das offerierte Cola. Reto ist Ingenieur und leitet den Bau des neuen Hafens im Dorf. Er möchte gerne mal unser Windsurfbrett ausprobieren. Dieses dient eigentlich nur noch Yanik und Fabien als „Kanu“. Das macht ihnen aber nichts, sie stürzen sich mit Jeans und T-Shirt gleich ins Wasser und versuchen das Brett zu erklimmen. Als sie einigermassen das Gleichgewicht halten, binden sie das Brett hinter ein Kanu und improvisieren so den Wind. Yanik und Fabien sind natürlich voll dabei, die Jungs haben grossen Spass. Andi und ich amüsieren uns sehr vom trockenen Schiff aus.

Die Reise nach Singapur verläuft weiterhin ohne Wind oder mit Wind von vorne (auf die Nase), dazu kommen immer wieder heftige Regenschauer. Wir durchqueren die berühmte, „historische“ und für ihre Piratenüberfälle berüchtigte Strasse von Malakka.

Riesige Frachtschiffe, Schlepper die Tonnen von Sand schleppen und tollkühne Fischerboote ziehen an uns vorbei. Hohe Kräne, Kamine und Gebäude recken sich an Land in den Himmel. Zwischen der Insel von Singapur und dem Festland von Malaysia fahren wir den Meeresarm hinauf nach Johor Bahru, der malaiischen Nachbarstadt von Singapur. Die Seite von Singapur wird streng mit Helikoptern bewacht und durch mit Stacheldrähten gesichert. Wir ankern vor dem Damm, der Johor Bahru mit Singapur verbindet zwischen zwei Grossstädten von zwei Ländern. Welch Kontrast zu den einsamen, ruhigen Inseln, die wir zuletzt besucht haben! Wir staunen in den riesigen, angenehm kühlen Shopping Center über das immense Angebot von günstigen, für uns auf dem Schiff völlig überflüssigen Waren.

Tagesausflüge nach Singapur
In Singapur besuchen wir den berühmten Zoo. Seltene Tiere leben in diesem Freizeitpark, der uns mit viel erstaunlichen Wissen und Aktivitäten die Tierwelt, deren und unsere Umwelt noch bewusster macht. Umso schockierter nehmen wir an diesem Freitagabend mitten im stockenden Abendverkehr die immense Lärm-, Luft- und unglaubliche Umweltverschmutzung wahr. Wir bleiben kurz vor dem Zoll auf der mehrspurigen dicht befahrenen Strasse stecken. Zu Fuss schlängeln wir uns die restlichen Kilometer durch den Verkehrsstau zum Zoll von Singapur und über den Damm. Motorräder dröhnen Vollgas an uns vorbei. Der Lärm hallt in den Betonwänden. Wir staken über die schmalen, kaputten Gehsteige und befürchten, dass wir vor Erreichen der malaiischen Seite entweder überfahren oder erstickt sind. Welch ein Hohn gegenüber den guten Vorsätzen, die wir im Zoo vernommen haben, die Umwelt zu schützen!!

Durch die Piratenstrasse von Malakka
Schnell haben wir genug von den Grossstädten und der immensen Umweltverschmutzung, die man ungeniert schon so eine Umweltkatastrophe nennen darf. Wir heben unseren Anker aus dem meterdicken Plastik-Unrat auf dem Flussboden und verduften in die 800 sm lange Strasse von Malakka, bereit für das Piratenabenteuer. Auf dieser Strasse werden jedes Jahr die meisten Piratenüberfälle verübt. Wir fühlen uns hier zu keiner Zeit weder gefährdet noch bedroht. Die malaiische Seite wird streng überwacht und ist wohlhabend und modern. Ausserdem sind eher grosse Frachtschiffe bedroht, die kurzerhand entladen oder grad ganz entführt werden, während bei uns ja kaum etwas Wertvolles zu stehlen ist.

Wir fahren unter Motor in bis nach Port Dickson bei Malakka und machen in einer gediegenen Marina mitten in einem Hotelkomplex fest. Hier bieten wir „Muscat“ bei einem Schiffshändler zum Verkauf an. Ein Gewitter mit stürmischen Winden donnert nachts über uns hinweg, während wir uns glücklich schätzen nicht auf See zu sein. Wir haben richtiges Wetterglück, wenn man weiss, dass dies eine gefährliche Gewitterzone zu dieser Jahreszeit ist und fahren ohne Probleme zur malaiischen, zollfreien Insel Langkawi, nahe der thailändischen Grenze. Hier treffen wir endlich wieder andere Segler und geniessen ein unbeschwertes Seglerleben über die Weihnachtstage mit einem kurzen Abstecher nach Thailand zur traumhaft schönen Insel Koh Lipe im Tarutao Nationalpark.

Inzwischen ist anfangs Januar 2006. Wir haben uns gut erholt und die letzten Wochen eine ruhige Zeit gegönnt. „Muscat“ haben wir nicht verkauft, denn schlussendlich wissen wir, dass wir eine besondere Zeit erleben und uns der Alltag in der Schweiz nicht „davon läuft“. Damit wir wie geplant um den 20. Januar die lange Übersegelung um den indischen Subkontinent zu den Malediven unter den Kiel nehmen können, müssen wir wieder einmal Abschied nehmen. Wir wollen nämlich in Thailand gerne noch ein paar paradiesische Plätze ansegeln, darunter auch den berühmten Nationalpark Phang Nga mit der „James Bond“ Insel.

Teile deine Liebe