Korsika

Übersegelung St. Laurent du Var – Calvi

Ein kurzer Entschluss, alles klarmachen und ab geht’s auf’s grosse Meer nach Korsika. Obwohl es am Morgen noch gar nicht nach Segelwetter aussah und wir das Marineland in Antibes genossen hatten, starten wir nachts um 0.00 Uhr nach Korsika. Die See ist rauh, aber vom Vollmond hell beleuchtet. Ich halte die erste Wache. Von Einschlafen ist bei diesem Seegang keine Rede, ich schnalle mich fest, damit es mich nicht von der Bank wirft. Dunkle Wolken ziehen, der Wind frischt auf, der Mond verschwindet, es ist stockfinstere Nacht und sieht nach einem Gewitter aus. Soll ich Andi wecken? Ist es besser umzukehren? Bald ist es 03.00 Uhr – Wachablösung. Ich gebe ein bisschen mehr Gas, sofort steht Andi im Niedergang: „Was ist das? Ein Motorproblem?“ Beruhigend für mich, dass er im Schlaf mithört. Andi übernimmt die Wache, ich freue mich auf das vorgewärmte Bett.

05.30 h Fabien wacht auf und hat Hunger, so bin auch ich pünktlich auf der Wache und Andi kann sich zum zufriedenen Fabien kuscheln. Langsam erhellt sich der Horizont, ich beobachte gemütlich eingepackt den wunderschönen Sonnenaufgang. Die Zeit vergeht schnell, ich fühle mich wohl und verlängere Andis Pause gerne um eine Stunde. So wacht dann einer um den anderen auf und geniesst das vorbereitete Birchermüsli.

Um 11.00 Uhr ist es soweit: „Land in Sicht!!“ Bald haben wir es geschafft! „Da schau, das gibt’s doch nicht, da sind Delfine!! „Welch ein Glück wir haben! Gleich darauf sichtet Andi eine Schildkröte, tatsächlich, sie reckt den Kopf und taucht unter! „Das ist Korsika“, denke ich. Eine halbe Stunde später sichte ich zwei grosse schwarze Fische, sie tauchen unter, es vergeht eine Weile, dann weiter vorne auf. Was ist denn das? Eine Fontäne schiesst in den Himmel! WAAALE, Andi, WALE!“ rufe ich ungläubig. Später erfahren wir, das tatsächlich Wale auf ihrem Weg vor Ajaccio gesichtet worden waren und ich wirklich unwahrscheinliches Glück hatte, diese wunderbaren Tiere sichten zu können.
Glücklich setzen wir in Calvi den Anker und geniessen mit den Kindern den feinen Sandstrand.

Am nächsten Tag fahren wir weiter der Westküste entlang nach Galéria, geniessen den Süsswasserfluss Fango und das Meer, fahren nach Girolata, den Ort ohne Autoverbindung, weiter nach Cargèse und Ajaccio, wo uns um ein Haar ein Gewittersturm nachts erwischt hätte und dann nach Marinca (Propriano).

Wir geniessen Korsikas wunderbaren leeren Sandstrände, das klare saubere Wasser, atmen die würzige Luft – das ist Korsika. In Marinca besuchen wir auch kurz Andis Onkel Pius und treffen noch andere Bekannte während Ihren Korsikaferien.

Motorprobleme

Im sicheren Hafen von Propriano wettern wir einen Sturm ab. Sobald sich das Wetter wieder freundlich zeigt, stellen wir, nach 2 1/2 Stunden Fahrt auf’s Meer hinaus, Motorprobleme fest. Glücklicherweise können wir bei gutem Wind „Vor-dem-Wind“ zurücksegeln. Andi entlüftet das Treibstoffsystem und sucht vergebens nach einem Fehler. Also fragen wir noch einen Mechaniker, der gerade in der Nähe ist. Er stellt fest, dass der Motor in Ordnung ist, aber zuwenig Dieselzufuhr bei starkem Wellengang hat. Also lassen wir von Sartène extra nochmals 300 l Diesel in Kanistern ans Schiff liefern und füllen nachts um 21 Uhr den Tank auf. Tags darauf laufen wir wieder aus. Es sieht gut aus, der Motor läuft wie am Schnürchen. Schon sind wir fast 3 Stunden unterwegs und Andi meint, dass wir jetzt da sind, wo wir das letzte mal umkehren mussten. Kaum gesagt, stottert der Motor wieder und stellt ab! Diesmal ist absolut kein Wind in Sicht! Was tun? Kein entlüften, schrauben und wettern hilft. Wir rufen über UKW-Funk unsere Propriano-Hafennachbarn von der „POCO ANDANTE“ an und tatsächlich, sie antworten! Nur wenig weiter motoren sie aus einer einsamen Bucht und begleiten (Motor an, stottern, entlüften, …) uns in die Cala di Tizzana. Andi verschwindet für die nächsten Stunden im Motorraum, mit Erfolg, der Motor läuft wieder wie am Schnürchen, die Pumpe scheint das Problem zu sein.

Erleichtert verlassen wir am nächsten Morgen die Bucht Richtung Bonifacio. Mir wird weh, der Motor stottert, schliesslich stellt er wieder ab. Sturm ist für den Abend angesagt!! Wieder verschwindet Andi in den Motorraum, nimmt den Grobfilter aus einer Reservepumpe (die wir zufällig für unseren Generator an Bord haben) und…. kein Problem, der Motor läuft wie am Schnürchen! Und dieses Mal bleibts dabei.

In Bonifacio ankern wir in einer sicheren und ruhigen Nebenbucht. Natürlich stossen wir am Abend mit Nick von der „POCO ANDANTE“ mit einem guten Gläschen Wein an: „Prost, auf die gute Lösung dieses Problems und auf alle die noch kommen mögen“. Keiner ahnt, wie nah schon die nächsten sind. Gemütlich tauschen wir noch gute Tipps aus und spinnen ein bisschen Seemannsgarn.

Sturm

05.30 Uhr Peng, was war das?? Wir rennen ins Cockpit. Heftige Windböen pfeiffen durch die Schlucht und drücken unser Schiff langsam rückwärts gegen die Felswand. Es ist stockdunkel. Der Anker hält zu wenig. Sofort lassen wir den Motor an und geben genügend Gas um von der Wand wegzubleiben, lösen die Heckleinen um den Anker zu lichten und neu zu setzen. Doch der Anker rührt sich nicht. Wir beschliessen, den Motor anzulassen und Wache zu schieben bis es hell wird. Also Heckleine wieder fischen und festmachen.

Doch auch bei Tageslicht, sieht es nicht besser aus. Unser Anker hat sich in einer Kette am Boden verfangen. Wir bringen den zweiten Anker aus spannen eine Bugleine über die ganze Bucht zur Felswand. Nach weiterem üben kommt der Anker doch noch hoch, als wäre nichts gewesen. Wir bringen ihn neu aus und klettern müde in das warme Schiff. Endlich geniessen wir unser Frühstück mit den Kindern.
Zwei Tage dauert der Sturm, doch unser Schiff bringt nichts mehr los.

Ich frage mich, was wohl als nächstes kommt und wann,

Bonifacio – Mahon – Menorca

Ein grossen Hoch ist angesagt, der Himmel klart auf, idealer Ostwind weht.
Wir bleiben extra noch einen Tag in Bonifacio, weil am Abend Fabiens Götti Adi mit einem Schiff vorbeikommen will und wir natürlich gespannt auf die neuesten Infos von Zuhause warten. (Yanik natürlich auch auf Geschenke)

Am nächsten Tag bereiten wir uns auf die 250 sm lange Überfahrt nach Menorca vor (ca. 50 Stunden) und starten nach einem kohlenhydratreichen Mittagessen. Endlich unter Segel! Wir geniessen die Stille und unser guten Vorankommen. Nachts ist es stockfinster, knapp kann die Gischt neben dem Schiff ausgemacht werden – Neumond. Kein Schiff, kein Fisch in Sicht. Trotzdem halten wir natürlich unsere 3 Stunden Wache ein, man weiss ja nie. Es bleibt dabei, die Einsamkeit auf dem Meer. Unterwegs schläft der Wind ein, wir motoren, dann frischt er wieder ideal auf. Wir geniessen es. Am Morgen früh am Tage unserer Ankunft dreht der Wind auf Nord-Ost mit Stärke 6, Wellen erreichen unser Schiff seitlich, was unangenehm ist und bei uns Erwachsenen leichte Übelkeit hochkommen lässt. Der Wind wird stärker, die Wellen höher, doch unser Ziel ist vor uns.

Von Menorca bin ich sehr positiv überrascht. Mahon hat einen sehr schönen Hafen, umgeben von kleinen schneeweissen Häusern und einen sehr schönen „Stadt“-Kern. Wir geniessen die kleinen Imbisse (Tapas), ein kühles Bier für Andi, ein Coca für Yanik und einen frischen Orangenjus für mich.

Die nächsten Tage segeln wir in kleineren Etappen der Südküste entlang von einer schönen Bucht zur anderen. Das Wasser ist klar und türkisblau, umgeben von weissem feinem Sand und steilen Felsen. Schliesslich ist Mallorca nur noch 5 Segelstunden von Menorca entfernt.

Wir rufen über das Handy Marc und Tanja in Puerto de Pollensa an. Sie empfangen uns im Hafen und wir können gleich neben Ihrem Schiff „Wibbelwapp“ festmachen. Von Pollensa aus werden wir die schönen Seiten von Mallorca erforschen (auch die solle es geben) und schliesslich via Ibiza zum Festland Spaniens weiterreisen.