Vanuatu

Port Vila, Efate – Luganville, Espiritu Santo, Vanuatu

Natur pur – herrliches Vanuatu
Einkaufen in der Hauptstadt Port Vila Ruhig und vor Wellen geschützt ankern wir direkt vor der Hauptstadt Port Vila. 35’000 Menschen würden hier leben, steht in unserem Reiseführer. Ich frage mich wo, scheint die Hauptstadt doch nur aus zwei grösseren Hauptstrassen zu bestehen, an der Post, Bank und drei grosse, französische Supermärkte zu finden sind sowie zahlreiche Chinesenläden, die Allerlei anbieten. Zwar vermissen wir auf unserer Reise unsere europäischen kulinarischen Spezialitäten noch nicht, doch weiss ich die Sauberkeit und die Vielfalt der angebotenen Ware in diesen französischen Supermärkten zu schätzen. Wann werden wir wohl auf unserem Weg nordwärts nach Asien wieder in den Genuss von Honigschinken, Emmentaler und Brie, frischer guter Milch, Frischfleisch und anderer Feinschmeckerkost kommen? Also schlagen wir uns damit noch einmal so richtig unsere Bäuche voll und füllen vor allem unseren kleinen Kühlschrank mit frischen Leckereien auf.

Auf dem lokalen Gemüse- und Früchtemarkt sitzen ganze Familien samt Babies hinter den Ständen auf dem Boden. Besonders mit Floris begrüssen mich die Menschen hinter, unter und auf den Markständen herzlich. Sie bewundern und fassen in sein blondes Haar (was Floris inzwischen gar nicht mehr mag) und lachen herzlich. Babies werden hochgehoben und mit ihren Händchen wird uns zugewinkt.

Die Marktfrauen bieten frische Waren aus ihren Gärten, wie Limonen, Yams- und Maniokwurzeln (Kassava), Inselgemüse (spinatähnliches Grünzeug), Ess- und Kochbananen, Kokosnüsse und vieles mehr an. Etwa fünfzehn grosse, pinkfarbige Grapefruits kosten im selbst geflochtenen Kokospalmblatt-Korb nur 200 Vatu (ca. 2 CHF). Andere Marktfrauen bieten warme Mahlzeiten mit Reis und Fisch oder Laplap an. Das ist püriertes, gekochtes Yamsmus, belegt mit Gemüse, Fisch oder Huhn) das im Bananenblatt eingepackt wird. Auch Souvenirs sind zu finden. Die Marktfrauen hüten die ganze Woche über Tag und Nacht ihren Platz am Markstand. Dabei entwickelt sich auf dem Markt ein Eigenleben, das morgens um sechs Uhr mit Gesang und Gebeten beginnt und abends mit der täglichen Predigt über den Lautsprecher endet und bis zu unserem Ankerplatz unüberhörbar ist.

Wir decken uns ganz nach dem täglichen Angebot mit frischen Waren ein. Eine handgearbeitete Schlange aus Holz gefällt mir bei den Souvenirs besonders gut. Die Marktfrau versichert mir, dass diese Schlange von ihrem Enkel hergestellt worden ist. Als ich meinen Kauf später Andi zeige, zweifeln wir an ihrer lokalen Herkunft. Einen Tag später möchte ich nochmals bei der Marktfrau danach erkundigen, finde aber nur den unbesetzten Stand. Ich nehme eine ähnliche Schlange in die Hand und gehe damit zum Nachbarstand. Bevor ich aber etwas sagen kann, schreit die gute Frau laut und gellend los und ich bin mir nicht sicher, ob ich als Dieb gelte oder was los ist. Sofort bin ich umringt von vielen Menschen, die alle lachend auf die Schlange zeigen, die die Frau so erschreckt hat. Erleichtert und ein wenig verlegen über so viel Aufmerksamkeit, stimme ich in ihr Lachen ein.

Havannah Bay, Insel Efate, Grotten Erkundung
Flugs sind zehn Tage vorbei und wir sind bereit, den Anker zu heben, weiter auf der Suche nach noch schöneren Orten. Bevor wir lossegeln, klarieren wir das Schiff auf, d.h. es wird alles ordentlich verstaut und alles festgezurrt. Dafür fahren wir schnell „um die Ecke“ zu einem schönen Ankerplatz mit einem wunderbaren Korallenriff zur Insel Hideaway. Originellerweise hat die Post von Vanuatu hier einen Unterwasser-Briefkasten installiert, den wir schnorchelnd erreichen und in den wir gleich unsere wasserfesten Postkarten etwa zwei Meter tief unter Wasser in den offiziellen Briefkasten einwerfen.

Ganz bequem an Vanuatus Segelgebiet ist, dass die meisten Strecken in einfachen Tages- oder Nachtetappen zu segeln sind. Gemütlich geht es am nächsten Morgen weiter zur Nordspitze der Insel Efate in die Havannah-Bay. Eine grosse geschützte Bay mit herrlichen Sandstränden hinter denen üppige Vegetation wuchert, bietet viele einsame, geschützte Ankerplätze. Hier könnten wir leicht weitere Wochen ohne Langeweile segeln und verweilen. Wir ankern geschützt hinter einem Riff und schwimmen an Land, denn wir wollen bei diesem kurzen Stopp unser Beiboot (Dingi) nicht vom Vordeck loszurren und ins Wasser lassen. Ob es wohl in diesem Riff Haie hat? Leider baden wir nicht mehr so unbeschwert, seit wir gehört haben, dass es in manchen Buchten sehr aggressive Haie gibt. Gerade wurde in diesen Tagen auf der Insel Malekula ein siebenjähriges Mädchen am Sandstrand beim Baden von einem Hai getötet. Diese Tragödie lässt mich nicht unberührt. In Zukunft werden wir uns vor dem Baden bei den Einheimischen genau über die Sicherheit der jeweiligen Bucht erkundigen müssen.

Hier gab es jedoch bisher keine Vorfälle, so schwimmen Fabien und Yanik mit zwei jungen, deutschen Seglern am nächsten Morgen an den Strand, ziehen sich dort trockene Sachen über und machen sich barfuss auf, eine grosse Grotte „ganz in der Nähe“ zu besuchen. Nach etwa 7 Stunden sind sie wieder zurück. Es sei halt doch weiter als angenommen gewesen, aber habe grossen Spass gemacht. Aufgeregt plappernd, erzählen sie, wie sie von freundlichen Menschen herzlich begrüsst, mit Kettchen behängt und mit Kokosnüssen und Bananen beschenkt wurden. Die tolle, grosse Grotte hätten sie auch gefunden. Wir sind froh, dass alle munter, fröhlich und rechtzeitig zurück sind, denn es ist höchste Zeit das Riff noch vor der Dämmerung zu verlassen, um über Nacht zur Insel Epi zu segeln. Wieder haben wir raue See und bis 35 Knoten Wind. Andi lässt sich die ganze Nacht im Cockpit von der Gischt bespritzen, während wir uns in unseren Kojen mit den Füssen gegen die Wand stemmen, um einigermassen ruhen zu können. Langsam bin ich mir diese Schaukelei satt. Schön ist es ja, wenn wir 8.5 Knoten Fahrt machen. So kommen wir nicht wie geplant beim ersten Tageslicht um etwa 6.00 Uhr an, sondern sind schon um 2.30 Uhr am Ziel. Aber bei Dunkelheit können wir nicht in die von Riffen umsäumte Laman Bay einfahren. Also warten wir in der Windabdeckung der Insel die Morgendämmerung ab.

Laman Bay, Insel Epi
Wer hat schon mal ein Dugong gestreichelt? Hier in der Laman Bay ist ein männliches Dugong der grosse Anziehungspunkt. Ein Dugong ist eine pflanzenfressende Seekuh, also ein Säugetier und wird etwa 4 m lang. Dieses Dugong zeigt keine grosse Scheu dem Menschen gegenüber und wir hoffen, es sogar anfassen zu können. Wir halten mit dem Feldstecher fleissig Ausschau nach dem Dugong, doch leider ohne Erfolg. Noch unerfahren darin, Dugongs aufzustöbern, nehmen wir unser Schnorchelzeug und machen uns auf die Suche. Statt eines Dugongs, erfreuen uns grosse farbige Korallenstöcke, inklusive Nemos in Seeanemonen und viele grosse Wasserschildkröten. Am nächsten Tag, gleich nach dem Schulunterricht, gehen wir erneut in der ganzen Bucht auf die Suche. Leider finden wir nur schmale, lange Fressspuren des Dugongs, nämlich kahlgefressene Linien zwischen dem Seegras auf dem Meeresgrund. Kaum sind wir zurück auf der Muscat, schon abgetrocknet und wieder warm angezogen (das Wetter ist nämlich kühl, windig und regnerisch) gellt der „Dugong-Alarm“ durch die Bucht (bez. über den UKW-Funk) von einem anderen Segler. Die ganze Familie springt ins Dingi und wir fahren möglichst langsam und ruhig an eine Boje in der Nähe, wo das Dugong gesichtet worden war. Floris nehmen wir auf den Rücken und begeben uns auf die Suche, leider vergebens. Am nächsten Tag wiederholt sich diese Szene ganz ähnlich und diesmal sehen wir tatsächlich einen schwarzen Schatten auftauchen. Doch da braust in diesem Moment ein schnelles Motorboot der Einheimischen genau über diese Stelle – und weg war das Dugong! Den ganzen nächsten Vormittag lässt es sich wieder nicht blicken. Ob es sich wohl zu sehr vor dem Motorboot erschreckt hat? Oder hat gar ein Schnorchler das Dugong an der Schwanzflosse gestreichelt, was das Tier gar nicht mag und dann erst einmal für drei Tage abgetaucht bleibt? Floris steht nun oft an der Reling und ruft immer wieder laut „Dugong“ hinaus in die Bucht.

Wir Seglerfrauen haben inzwischen unsere Kontakte mit den Inselbewohnern geknüpft, tauschen Gemüse und Früchte gegen Kaffee, Reis, Farbstifte oder T-Shirts und vereinbaren für den Nachmittag mit den Seglerinnen einen Curry-Kochbananen-Kochkurs auf der SY Ilya bei Vivian Kaum haben wir angefangen, das Gemüse zu putzen, schallt ein erneuter Dugong-Alarm durch die Bucht. Wir gucken uns unschlüssig an. Kochen oder Dugong-Suche? Spontan lassen wir alles liegen und brausen mit dem Dingi an den Strand, sprinten dort 300 m lang, werfen unser T-Shirts und Shorts ab und stürzen uns in die Fluten. Aber leider ist das Dugong wieder nicht auffindbar!! Nass, im Bikini unsere Kleidung zusammensammelnd, gucken uns einige Bewohner zu – und ich schäme mich ein wenig über unser ulkiges Benehmen. Kaum zurück an Bord bei Vivian, kommt aus dem Funkgerät wieder ein Dugong-Alarm. Nee, ich renne nicht mehr bei jedem Dugong-Alarm los! Soll es doch mich besuchen kommen! Prompt schwärmt Vivians Mann bei seiner Rückkehr davon, dass sie es gesehen hätten und wie toll es war.

Zugegeben, ein wenig neidisch bin ich ja schon, trotzdem nehme ich mir vor, dass ich nicht mehr los springe. Als aber am nächsten Nachmittag der Segler Leo mit extra mit seinem Dingi kommt, um mich und die Kinder abzuholen, weil das Dugong wieder gesichtet wurde, steigen wir natürlich doch sofort ein. Und diesmal hatten wir Glück! Das Dugong ist noch da und bleibt auch da und es scheint mir, dass es uns geradezu anlacht. Ich nähere mich vorsichtig und getraue mich mit der Zeit, es leicht zu berühren. Welch ein unglaubliches Erlebnis! Seine Haut ist kühl, ledrig und doch zart, wenn auch stachlig. Welch ein Wunder, dass ein wildlebendes Dugong so vertrauensselig ist und sich von allen streicheln lässt! Das Glück bleibt uns hold, schon am nächsten Morgen machen wir wieder das Dugong aus, diesmal in nur drei Meter Tiefe und bei strahlendem Sonnenschein. Fast eine Stunde lang geniesse ich es, das Dugong beim Fressen zu begleiten und zu beobachten. Ein tolles Gefühl und Erlebnis! Ein weiterer Höhepunkt ist eine Dugongmutter mit ihrem Jungen, die wir von den Yachten aus gut in der Bucht beobachten können.

Das Glück bleibt uns hold, schon am nächsten Morgen machen wir wieder das Dugong aus, diesmal in nur drei Meter Tiefe und bei strahlendem Sonnenschein. Fast eine Stunde lang geniesse ich es, das Dugong beim fressen zu begleiten und zu beobachten. Ein tolles Gefühl und Erlebnis! Ein weiterer Höhepunkt ist ein weiteres Dugong mit Baby, die die Bucht aufsuchen und um die Yachten gut zu beobachten sind.

Insel Ambrym: Magische Vulkane

Von solchen paradiesischen Orten wieder Abschied zu nehmen ist schade. Doch gute Windverhältnisse gilt es zu nutzen. So segeln wir in bequemer Etappe 35 sm weiter, vorbei an einem hohen, klassisch-geformten, aus dem Meer aufsteigenden Vulkankegel zur schwarzen, magischen Insel Ambrym. Dunkle Regenwolken umhüllen den schwarz rauchenden Vulkan, grüner, tropischer Wald wächst hinunter zum schwarzen Sandstrand. Wir werfen den Anker auf 10 m Tiefe. Eine grosse, lachende Kinderschar winkt lachend und johlend zu uns hinüber. Gerne würden wir eine längere Wanderung zu dem kochenden Vulkan hinauf unternehmen. Leider bleiben die Hänge weiterhin Wolken verhangen und sie verziehen sich auch nicht, obwohl der Wetterbericht für Vanuatu einen wolkenfreien Himmel mit viel Sonnenschein verspricht.

So lassen wir uns ins Dorf einladen. Die Menschen hier sind bekannte Holzschnitzer und zeigen uns ihre schönen Stücke. Sie würden gerne tauschen und fragen uns, was wir ihnen anbieten könnten? Am besten, sie kommen gleich selber zur Muscat und gucken sich die Tauschware an. Eilig durchstöbere ich das ganze Schiff und finde allerhand, was wir gegen schöne Figuren aus Hartholz und schwarzem Lavastein eintauschen könnten. Besonders gefällt uns ein grosses, schön bemaltes Holz-Auslegerkanu. Schnell sind wir mit unseren Tauschgeschäften einig.

Banam Bay, Insel Malekula:Der mit dem Bananenblatt tanzt

Jeden Morgen hören wir auf dem SSB Funknetz die Wetterprognose, Tipps und Neuigkeiten der hiesigen Segler. Diesmal ruft uns Leo von der Nachbarinsel Malekula auf und fragt, ob wir nicht Lust hätten, am nächsten Nachmittag zu einer traditionellen Tanzvorführung der Small Nambas in die Banam Bay zu kommen. Klar haben wir Lust! Bei wunderschönem Segelwetter segeln wir bequem und ruhig in nur drei Stunden hinüber.

Es ist Sitte und Brauch, dass wir uns beim ersten Landgang nach dem Dorfoberhaupt (Chief) erkundigen und ihn um Erlaubnis fragen, das Dorf betreten zu dürfen. Natürlich dürfen wir, und alle Bewohner freuen sich über unseren Besuch. Jeder Dorfbewohner stellt sich persönlich vor, schüttelt uns die Hände und heisst uns in seinem Dorf willkommen. Wir wissen dies zu schätzen, denn genauso könnten Gäste als nicht willkommen abgewiesen werden und das müsste respektiert werden. Gerade in den abgelegenen Bergregionen gibt es noch sehr traditionelle Dörfer, in denen Fremde nicht so willkommen sind, die dortigen Bewohner sind nicht am Kontakt mit der „zivilisierten“ Welt interessiert. Wer dies nicht respektiert, könnte dort durchaus von einem Monster so erschreckt werden, dass er gleich Reissaus nimmt. Bis zum Anfang der siebziger Jahre wäre er jedoch unter Umständen auch genüsslich verspeist worden!!

Für die Bewohner der Küsten gehören solche Bräuche schon lange der Vergangenheit an. Sie leben zwar sehr traditionell in ihren Hütten aus Bambus und Schilfgras, ohne Strom und fliessend Wasser im Dorf und ernähren sich vorwiegend durch die eigenen Gärten im tropischen Wald, Fischfang und Meeresfrüchte. Sie kleiden sich westlich mit T-Shirts und Shorts oder allenfalls ihren geblümten, weiten Röcken, deren Schnitt wohl noch von den Missionaren verordnet worden war. Ihre alten Traditionen pflegen sie zu besonderen Anlässen oder auf Wunsch von uns Touristen. Nach der Begrüßungszeremonie haben sich die Männer inzwischen umgezogen und treten uns fast nackt entgegen. Einzig ein kunstvoll um den Penis gewickeltes Bananenblatt kleidet sie. Wie das wohl hält? Und wie wird das Bananenblatt wohl bei den Big Nambas, die im Norden Malekulas leben, gewickelt? (Übrigens, das „small“ und „big“ bezieht sich auf die Grösse des gewickelten Bananenblatt, so steht es im Reiseführer geschrieben!) Der Anführer der Gruppe bittet uns zu ihrem Tanzplatz, den allerdings nur Gäste und beschnittene Männer betreten dürfen. Ihre Frauen und Kinder bleiben auf der anderen Seite der abgrenzenden Hecke]. Sie erklären uns die Bedeutung ihrer Tänze, die sie mit rhythmischem Trommeln auf Bambusstücke begleiten und beeindrucken uns mit ihrer Tradition. Dann führen sie uns zu einem Tabuplatz, der auf keinen Fall von Frauen, unbeschnittenen Männer oder Kindern betreten werden darf, und erzählen uns in englisch von ihrer Lebensweise, bevor die Missionare auftauchten.

Zurück auf einer Wiese ausserhalb dieser Plätze, erwarten uns mit Grasröcken bekleidete Frauen. Sie laden uns ein, mitzutanzen, was wir gerne annehmen. So stellen wir uns in zwei Reihen gegenüber auf und tanzen immer hin und her, wieder von den Bambustrommeln begleitet. Zum Abschluss der Tänze bedanken wir uns gegenseitig für den Tanz und die Freundschaft, jede von uns Frauen erhält als Geschenk eine Grapefruit und wir werden zu Laplap und Trinkkokosnuss eingeladen.

Am nächsten Tag hat Yanik Fieber. Wie verläuft genau das Malaria- und Dengue-Fieber? Yanik klagt über Kopfschmerzen und das Fieber steigt schnell. Ich vergleiche Yaniks Symptome mit meinen Unterlagen über Malaria und lese nach, wann man das Notfallmedikament geben soll. Obwohl ich mich gut über dieses Thema informiert habe, bin ich sehr verunsichert. Zum nächsten Spital in Norsup benötigen wir einen halben Tag, d.h. wir müssen spätestens am Mittag abfahren. Ich erkundige mich über Funk bei anderen Seglerinnen und bei den Inselbewohnerinnen nach Malaria Vorkommnissen. Nein, es ist keine Malariazeit und es sind auch kürzlich keine aktuellen Malariafälle aufgetreten. Ich gebe Yanik ein fiebersenkendes Medikament und glücklicherweise erholt er sich gut in den nächsten zwei Tagen.

Währenddessen sind Andi, Fabien und Floris an Land. Fabien hat Anschluss bei den Kindern gefunden und lässt sich das Speerfischen am Riff zeigen. Andi lernt Dixon kennen, der Andi und Fabien in die Gärten begleiten, um Bambus zu schneiden. Es ist in Vanuatu üblich, überall hin begleitet zu werden, im Dorf wie auch ausserhalb. Dadurch soll vermieden werden, dass jemand aus Versehen eine Tabuzone betritt oder sich sonst in eine peinliche Situation begeben könnte. Unterwegs zeigt und erklärt ihnen Dixon viele nützliche Pflanzen mit ihren Früchten. Erst kurz vor Sonnenuntergang sind sie wieder zurück, gutgelaunt und mit zwei riesigen Bambusstecken auf den Schultern.

Mördermuscheln in Uri

Weiter segeln wir bei idealem Wind der Insel entlang nach Uri. Ja, tatsächlich, hier gibt es eine kleine Insel Uri! Sie bietet uns Schutz vor Wind und Wellen und liegt nordöstlich vor der Insel Malekula. Am Sonntagmorgen fahren wir zum Dorf hinüber, um die Erlaubnis zum Landgang und Schnorcheln zu erfragen. Wieder werden wir herzlich, Hände schüttelnd von jedem einzelnen Dorfbewohner begrüsst. Sofort werden Tisch und Stühle herbei geholt, ein Tischtuch darüber gelegt und Schüsseln voll Papaya, Bananen, Kochbananen an Kokosnussmilch, Laplap mit Inselspinat belegt und Trinkkokosnüsse darauf gestellt. Sie legen uns Kettchen aus Samen und Muscheln um den Hals und führen uns durch das Dorf. Über so viel Herzlichkeit gegenüber Fremden bin ich fast ein bisschen peinlich berührt…

Selbstverständlich dürfen wir zu den Korallenstöcken und den Riesen¬mörder¬muscheln fahren und dort Schnorcheln. Samuel begleitet uns selbstverständlich und zeigt uns die besten Plätze. Die Mädchen im Dorf passen derweil auf Floris auf, der sich darüber sehr empört, um so mehr, als er merkt, dass die mitgebrachten kleinen Geschenke und Kekse für die Inselbewohner sind. Als Unterstützung für das Dorf zahlen wir 500 Vatu (ca. 5 CHF). An vielen Orten auf Vanuatu werden für Sehenswürdigkeiten Gebühren erhoben, diese Gelder dienen zur Unterstützung der Bevölkerung. Beispielsweise bekommen nach Vulkanenausbrüchen die Bewohner Geld, deren Gärten zerstört wurden, um sich Nahrungsmittel zu kaufen. Hier möchten die Bewohner eine steinerne Kirche damit finanzieren. Dies erstaunt uns ein wenig, da gleich auf der Nachbarinsel Uripiv bereits eine grosse Kirche steht.

Das Schnorchelgebiet ist wirklich wunderschön und die Mördermuscheln imposant. Die Dorfgänge dagegen finden die Kinder oft ein wenig langweilig. Vor allem sind sie anfangs schüchtern und irritiert darüber, dass hier alle immer lachen. „Warum lachen die uns immer aus?“ fragt Fabien. Ja, es ist ungewohnt, so fröhliche Menschen zu erleben, die einfach soviel nur lachen. Fabien will im Dorf mit Kanu schnitzen lernen. Im Nu hat jedes Kind (Yanik und Fabien sowie Adrian und Aaron von der SY Ilya) einen jugendlichen Helfer, der ihnen zeigt, wie man mit dem Buschmesser die Form haut, mit dem Stechbeutel das Kanu aushöhlt, der Ausleger mit Bambusstückchen und Kokosnussschnüren fixiert wird. Das Kanubau-Fieber ist damit endgültig auf der Muscat und der Ilya ausgebrochen, fleissig wird gearbeitet, ein Kanu schöner als das andere angefertigt.

Luganville auf der Insel Espiritu Santo: Freudiges Ereignis

Wir nehmen wieder Abschied und wollen zur nördlichsten Insel des Archipels Malekula, nach Vao. Der Wind bläst aber so ideal, dass wir gleich Kurs zur zweitgrössten Insel Espiritu Santo nehmen. Wir setzen den Anker westlich vor Luganville, der zweitwichtigsten Stadt von Vanuatu. Hier gibt es keine Kanufahrer mehr, die uns herzlich begrüssen, hier lebt es sich ebenso wie in einer ganz normalen Kleinstadt auf der ganzen Welt. Viele Menschen verlassen ihre Dörfer und Inseln und damit auch ihre Familie. Sie suchen hier eine Anstellung, z.B. in einer Kokosnussplantage. Jedoch sind die Chancen schlecht, denn die Arbeitslosenrate liegt bei ca. 60 Prozent. Andi verschwindet bald im Internetcafe, während ich das Angebot des hiesigen Chinesen-Supermarkt studiere. Besonders das Rindfleisch ist hier zu empfehlen, es sei das Beste auf der ganzen Welt (und wird als Spezialität nach Japan exportiert), das Kilo kostet gerade mal CHF 8.–.

Für das Wochenende finden wir eine schöne Bucht 1.5 Seemeilen weiter westlich und werden prompt von den Anwohnern ins Dorf eingeladen. Es seien gerade Drillinge geboren worden, die Mutter ist wohlauf und schon nach einer Woche sind wieder alle zurück in ihrer einfachen Hütte, ohne fliessend Wasser und Strom! Tatsächlich lacht uns eine junge, vierfache Mutter munter entgegen und drei wackere Bübchen werden von ihren Tanten gewiegt. Hier wohnen vier Schwestern mit ihren Eltern, Ehemänner und einer Schar Kindern, die die Anzahl der Erwachsenen bei weitem übersteigt. Floris kann es kaum fassen, dass wir hier (nach unserer Ansicht) den idealen Ort gefunden haben, um seinen Kinderwagen zu verschenken

Beinahe gestrandet!

In den nächsten Tagen ist Starkwind bis 40 Knoten angesagt. Damit wir bei diesem Wetter nicht rollend vor Luganville liegen, machen wir uns schnellstens auf zu der idyllischen, vor Wind und Wellen geschützten, Lagune Peterson Bay. Bei 25 Knoten Wind auf die Nase“ verlassen wir den Segund Channel vor Luganville. Hier liegen einige Wracks auf Grund und an Land kann man einige Schrotthaufen aus dem 2. Weltkrieg erkennen. Schnell fahren wir aus der Windabdeckung heraus in die hohe Dünung der offenen See, um sogleich zwischen kleinen Inseln und der Ostküste von Espiritu Santo 5 Seemeilen geschützt der Küste entlang zu fahren. Die hohe Dünung schiebt uns kräftig vorwärts, der Wind pfeift uns um die Ohren. Andi ruft mich kurz hinunter, damit wir die enge und flache Riffpassage unseres Zieles auf der Seekarte studieren können. Kurz darauf bin ich wieder im Cockpit. Ich setze mich, als mich jemand sanft, aber bestimmt auf die Schulter klopft. Ich erschrecke, da ich ja alleine im Cockpit bin und lache, da dieser „jemand“ meine an der Reling aufgehängte Badehose ist. Also bin ich mit einem Satz am Steuer und sehe nun zum meinem großen Entsetzen nur 50 m vor mir brechende Wellen an einem felsigen Riff der Insel Espiritu Santo. Sofort reisse ich das Steuerrad herum, fahre mit Vollgas eine kurze Kurve, da ein weiteres langes Riff seitlich liegt. Was ist nur mit dem AUTOPILOTEN los??? Um ein Haar hätten wir die Yacht bei 6 Knoten Fahrt auf das Riff gesetzt!! Nicht auszudenken, welche Folgen das gehabt hätte! Die Wassertiefe betrug nur noch 13 m, statt der vorher angezeigten mehr als 70 m Tiefe. Es fehlte nur ein Augenblick, maximal 30 Sekunden später, so schätzen wir, hätten wir Muscat zu Vollschrott gefahren! Der Schreck sitzt tief.

Auf der weiteren Fahrt steuere ich von Hand. Vor der nördlichen Riffpassage stehend, stellen wir fest, dass die Einfahrt nicht nur eng, sondern auch zu seicht ist. Bei ruhiger See, wäre diese durchaus passierbar, doch nicht bei diesem Wellengang. Der Schreck von unserer beinahe Strandung sitzt uns in den Knochen und wir beschliessen eine Seemeile zurück zu fahren und die südliche Passage zu versuchen. Tatsächlich ist diese geschützter, wenn auch nicht breiter oder tiefer. Zudem müssen wir hier zwei Passagen durchfahren, damit wir an einen sicheren Ankerplatz hinter den Inseln kommen. Wir wagen die erste. Fabien meint, er könne dabei nicht zusehen und verschwindet in seine Koje. Wir fahren Muscat in den richtigen Winkel vor die Passage und geben Gas! Geschafft! Doch die zweite Passage ist uns zu riskant. Wir können die Durchfahrt in dem langen Riff erkennen. Ausserdem ist gerade Ebbe. Wir werfen den Anker hinter dem ersten Riff und lassen das Dingi zu Wasser. Andi und die Kinder loten zuerst die Tiefen der zweiten Passage aus und markieren den Durchgang mit einem Fender. Wir warten den Wasserhöchststand kurz vor Sonnenuntergang ab und wagen uns schliesslich durch. Dabei hält Andi auf dem Mast nach Untiefen Ausschau und Steffi steuert. Wieder geht alles gut. Den Anker setzen wir geschützt hinter einer Insel und warten hier drei Tage lang einen für diese Jahreszeit und Gegend ungewöhnlich heftigen Sturm und Regen ab. Während viele Segler weniger geschützte Ankerplätze haben und ihre Yachten sehr unruhig ankern, liegt die Muscat absolut ruhig in einer idyllischen Lagune mit schönen Sandstränden und zwei Süsswasserzuflüssen.

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Dinghi den Naialafu River hoch. Nach 30 Minuten Fahrt kommen wir zum „Blue Hole“, der Quelle dieses Flusses mit herrlichem, blauem Süsswasser. Wir waschen unsere mitgebrachte Wäsche, füllen die beiden Kanister auf und vergnügen uns mit Baden und vom Baum springen.

Nach diesem Unwetter erwarten wir gemäss Wetterprognose ideale Winde für unsere Übersegelung zu den Banks, den kleinsten, nördlichsten Inseln Vanuatus. Doch es kommt anders als geplant. Andi stellt fest, dass die Wasserpumpe des inneren Kühlkreislaufes des Vetus-Motores rinnt und ganz ersetzt werden muss. Dieses Ersatzteil müssen wir uns wohl aus den Niederlanden senden lassen. Da Vanuatu in diesen Tagen den 25. Jahrestag seiner Unabhängigkeit feiert und sich diese Feierlichkeiten in der nächsten Woche fortsetzen werden, sitzen wir hier wohl ein Weilchen fest.

Hauptstadt Port Vila: Vorräte bunkern

Während wir in der wunderschönen, sicheren Petterson Bay ankern und auf unsere Motor-Ersatzteile warten, geniessen wir jeden Tag einen kurzen, erfrischenden Schwumm im Süsswasser eines idyllischen, mit schwimmenden Wasserpflanzen geschmückten Seitenarm des Flusses, dessen Quelle „Blue Hole“ (blaues Loch) genannt wird und mitten im Fluss entspringt.

Vanuatu feiert in Luganville stolz seinen 25. Geburtstag. Diese Feier dauert eine ganze Woche. Es weiss zwar niemand, welches Programm oder Feierlichkeiten wo oder wann statt finden werden, aber es ist allen klar, dass für die Ankunft des grossen Kreuzfahrtschiffes „Pacific Star“ am Freitag ein spezielles Programm vorgesehen ist. Tatsächlich lohnt sich die ungemütliche, schnelle und sehr holprige Fahrt auf der Ladefläche eines Taxi-Pick-ups nach Luganville. Irgendwann im Laufe des Vormittages formiert sich ein stolzer Umzug der Menschen aus den verschiedenen Provinzen Vanuatus, bekleidet mit ihren traditionellen Baströcken und geflochtenen Palmblätter-Bekleidungsstücken. Vorne in der Mitte tanzt ein stattlicher Herr mit einem tollen, grossen Amulett aus rund gewachsenen Schweinezähnen auf seinen nackten, braunen Brustkorb. Ich bewundere das imposante Amulett und sage dies dem Herrn auch. Bei den anschliessenden Reden zu den Feierlichkeiten, stelle ich fest, dass er der Premierminister höchstpersönlich ist und das grosse Amulett seine hohe Position und Ansehen ehrt.

Unsere Ersatzteile treffen unerwartet schnell und problemlos in Luganville ein. Wir zahlen CHF 7.— (!) Zoll und nehmen die Ware unbürokratisch entgegen. Das ist wohl einmalig auf dieser Welt. Die Wetterprognose kündet südwestlichen Wind 10-15 Knoten an. Dies ist ideal um weiter Richtung Norden zu den Banks zu segeln. Nach den Vorbereitungen für unsere Weiterfahrt verabschieden wir uns von unseren Freunden und segeln mittags los. Diesmal sind die Bedingungen ideal: das Meer ist ruhig und der Passatwind bläst ideal von Südwest. Bei Sonnenuntergang hole ich unsere zwei Fischerleinen ein. Schwupps, beisst während des Einholens ein „Yellow fin“ Thunfisch an. Stolz ziehe ich unseren Fang an Bord, während Andrea Bocellis „Sogno“ erschallt und die Sonne rot am Horizont erglüht. Ich ziehe die zweite Leine ein und schwupps, beisst gleich noch ein zweiter Fisch an. Ja, so sollte das Segeln immer sein, so haben wir es uns erträumt!

Andi erklärt und zeigt Yanik und Fabien, wie man Fische schnell tötet und für die Pfanne fertig vorbereitet. Die Aufregung über den feinen Fang ist gross, eifrig assistieren sie ihrem Vater, dabei rutscht Fabien aus und fällt zu den blutigen Fischen in die Wanne. Ausser Fabien lachen wir alle laut und herzlich darüber.

Die „Wasserfall“ Bucht auf Vanua Lava, Banks

Am nächsten Morgen treffen wir in der Wasserfall Bucht auf Vanua Lava ein. Ein spektakulärer, einzigartiger Anblick ist der grosse Wasserfall, der direkt aus dem hohen Dickicht zwanzig Meter hinab in einen Süsswasserpool am Meeresstrand stürzt. Wir ankern in der Nähe und schon paddeln Menschen in ihren Kanus an. Sie heissen uns herzlich willkommen und bringen uns die Einladung vom Dorfchef, ihn besuchen zu kommen.

Nach einer feinen „Rösti“ zum Frühstück fahren wir an Land, wo wir schon erwartet und mit Blumenkränzen geschmückt werden. Der Chef hält eine Begrüssungsrede und zusammen mit seiner Frau singen sie ein 3-strophiges Begrüssungslied auf englisch. Sie zeigen uns den Weg zum Wasserfall und erlauben, was in Vanuatu aussergewöhnlich ist, uns ohne Begleitung überall aufzuhalten. Fabien klettert auf den grossen Steinen beim Wasserfall herum, als ob er zu Hause an der Goldach wäre. Ich bade meine Füsse im kalten Wasser, als mich jemand hart in den Rücken stösst. Fabien steht hinter mir, sein Kinn blutet, Fliegen kleben bereits daran. Zum dritten Mal in diesem Jahr hat er sein Kinn aufgeschlagen! Dieses Mal fehlt gleich ein grosses Stück Haut. Sofort fahren wir zurück zur Muscat und verarzten ihn wieder mit unseren Steri Strips (Wundklebebänder) und Pflaster. Leider darf er in den nächsten drei Wochen wieder nicht baden. (Die Wunde fängt bald an zu eitern und es dauert schliesslich lange bis sie trotz aufwändiger Pflege verheilt ist.)

Auf der Nachbarinsel Ureparapara findet ein viertägiges „Artfestival“ statt. Was das genau ist und wie lange es dauert, weiss niemand so genau. Nach nur zwei Tagen nehmen wir Abschied von der Waterfall Bay und segeln die kurze Strecke von nur 30 Meilen zum imposanten Vulkankegel, in dem das Dorf Ureparapara mit einem gut geschützten Ankerplatz liegt. Der Windmesser zeigt 18 Knoten an mit Böen bis 25 Knoten als wir den Anker heben. Unsicher ob der Wind auf dem offenen Meer zunimmt oder es sich bei den Böen um Fallböen von den Hügeln handelt, funken wir „Weaverly“, ein Motorboot aus Neuseeland an und fragen nach. Nur wenige Meilen vor uns beträgt der Wind gerade noch 10 Knoten und die See ist ruhig. Trotzdem reffen wir gleich unser Trecker-Vorsegel und lassen das Hauptsegel eingepackt. Wohlweislich, denn kaum sind wir aus der Windabdeckung der Insel heraus, vermiesen uns starke Böen und Kreuzseen wieder einmal das Segeln. Schon fast am Ziel müssen Floris, Fabien und ich „Fische füttern“ (Segeljargon für Seekrankheit). Die See ist so rau, dass wir noch einmal „Weaverly“ kontaktieren und nachfragen, ob es überhaupt möglich ist, in dem nach Westen offenen Vulkankegel zu ankern oder ob wir gleich weiter zu den Salomon Inseln segeln müssen. Wir haben Glück, der Ankerplatz ist relativ gut geschützt, doch sehr rollig. Darum verpassen wir den ersten Tag des Festivals und verschieben wir unseren Landgang auf den nächsten Morgen.

Bereits um 9.00 Uhr beginne das Festival Programm, lässt uns das Dorf via „Weaverly“ ausrichten. Obwohl wir annehmen, dass diese Uhrzeit eher zu früh angesetzt ist, erscheinen wir fast pünktlich, zum Glück, denn das Programm hat bereits begonnen! Mindestens fünf starke Männer stehen im Wasser bereit, hieven unser Dingi auf den Strand und alle begrüssen uns Hände schüttelnd. Wir werden gefragt, ob wir einen französisch oder englisch sprechenden Führer wünschen, der uns während dem Festival begleitet und alle unsere Fragen beantwortet. Für die Kinder stellt sich gleich noch ein Babysitter ein, der auf sie aufpasst, gleich ob sie sich am Strand, auf dem Spielplatz beim Kindergarten, am nahe gelegenen Fluss oder im Dorf aufhalten. Wir tragen uns in das Gästebuch ein und werden durch das Dorf geführt. Alles ist wie immer sehr sauber geputzt. Es gibt einige kleine Verkaufsstände, die Schnitzereien, Handarbeiten, Getränke und Essgerichte anbieten. Es sind sogar extra der „Immigration Officer“ und der Zollbeamte während des Festivals in Ureparapara anwesend und das offizielle Büro in Sola geschlossen, so dass wir auf unserem Weg nach Norden gleich unkompliziert ausklarieren können!

Traditionelles Kochen steht heute Morgen im Programm. In der ersten grossen Hütte sitzen Frauen und Männer, gut gekleidet in ihren traditionellen Baströcken am Boden und bereiten Laplap zu. Sie reiben Cassava- und Yamswurzeln zu einem Brei, verpacken Fisch in Bananenblättern oder Bambusröhren und legen alles auf die heissen Lavasteine des vorbereiteten Feuers. Alles wird ausführlich erklärt. In der zweiten Hütte steht ein dicker, schwarzer Rauch im Raum. Wir ducken uns um überhaupt etwas sehen und atmen zu können. Auch hier wird eine weitere Art Laplap zubereitet, aber mit ungerösteten Nüssen, während in der dritten Hütte geröstete Nüsse verwendet werden. Und natürlich lassen wir das anschliessende degustieren nicht aus, es schmeckt alles gut, wenn gleich Laplap nicht unbedingt die Leibspeise für uns sein könnte.

Ganz nach Programm gibt es eine Stunde Mittagspause und wir werden lieb darauf hingewiesen, dass das Programm pünktlich anfangen wird, nicht das wir es verpassen würden. Die traditionellen Tänze werden alle über Lautsprecher in Pidgin, Französisch und Englisch erklärt. Im Abendprogramm werden „traditionelle Geschichten und Gesänge“ erzählt und gesungen. Doch wir nehmen leider nicht teil, da es einfach zu dunkel und das Wetter zu schlecht ist, um mit dem Dingi nachts herum zu fahren.

Am nächsten Morgen fängt die Vorstellung bereits um 8.00 Uhr an. Zuerst beobachten wir die Herstellung von Muschelgeld. Früher wurden die jungen Frauen und wertvolle Waren nicht gegen Schweine getauscht, sondern mit Muschelgeld bezahlt. Dieses besteht aus kleinen Scheiben, die mit viel Müh und Kleinarbeit aus Muscheln mit Steinen gehämmert werden. Eine Armlänge dieses Muschelgeldes stellt eine Zahleinheit dar.

Andere Frauen zeigen uns, wie sie robuste, starke Matten aus den Blättern der Pandanuspflanze aufwändig herstellen. Die Pflanzen werden über dem Feuer schnell erhitzt, später getrocknet, in Streifen geschnitten und zu Matten, die als Matratzen oder (Sitz-)Teppiche dienen, geflochten. Aus Kokosnusspalmenblättern flechten sie tolle, robuste Körbe, aus zähen Gräsern Körbe um Vögel zu transportieren. Statt mit einer Schere werden Pandanus-Streifen flink mit Muschelschalen geschnitten.

Die Männer zeigen uns ihre Handfertigkeiten im Schnitzen. Besonders beeindruckt uns der letzte Schliff und der Glanz, der mit der Kaurimuschel hinpoliert wird. Nach der Mittagspause geht’s gleich weiter mit traditionellen Spielen und Tänzen. Die Kostüme sind eine Augenweide, besonders die imposanten Hüte, welche grossartig gearbeitete Fische in intensiven Farben ganz aus Naturmaterialien hergestellt, darstellen. Viel Arbeit, Geschick und Zeitaufwand stecken in ihnen, trotzdem werden sie nach dem Tanz verbrannt, damit nicht ein schlechter Zauber daraus entwischen könnte und Unheil anrichtet.

Das Festival war einmalig und etwas vom schönsten, was wir bisher auf unserer Reise erlebt haben. Gerne hätten die Menschen von Ureparapara mehr Gäste begrüsst. So können wir das Festival jedem empfehlen, der etwas Besonderes mit tollen Menschen in einer besonderen Kultur, die mit viel Freude und Einsatz viel leisten, erleben will. Dafür lohnt sich der umständliche Anreiseweg über Port Vila, Sola und mit dem Schiff nach Ureparapara, für die, die nicht mit der Segelyacht unterwegs sind, unbedingt.

Es soll auch im nächsten Jahr anfangs August wieder stattfinden. Wir hoffen für die innovativen Bewohner dieser abgelegenen, spektakulären Insel Ureparapara, dass ihr Festival besser bekannt wird und viele Besucher, trotz des weiten Weges, anziehen wird. Das Gästehaus mit den lauschigen Hütten für die Besucher steht bereit!

Schweren Herzens nehmen wir nach dem Ausklang von diesem herrlichen Ort und wunderschönen Land Abschied und lassen uns vom Passatwind zu den Salomonen blasen.